Oakmore – Labrador Retriever

24. Apr. 2020

Das Beibringen von Kommandos (Konditionierung)

Aktualisiert: 25. Apr. 2021

Um dem Hund ein Kommando schnell und nachhaltig beizubringen, ist es vor allem wichtig, dass der Mensch ganz genau weiß, was der Hund tun soll, wenn er das Kommando hört.

Gerade das Kommando zum Heranrufen des Hundes nutzt man oft in unterschiedlichen Varianten, ohne es zu merken. Manchmal möchte man den Hund ganz dicht zu sich in die Grundposition heranrufen, weil man ihn anleinen möchte. Dann möchte man ihn aber wiederum nur dazu bringen, einem zu folgen (mit Abstand) oder sich in einem Radius von ca. 1m um einen herum aufzuhalten. Zusätzlich gibt es aber auch noch das Fuß-Kommando, dass man in diesem Zusammenhang gebraucht.

Für den Hund ist es allerdings kaum machbar aus mehreren Varianten, diejenige heraus zu finden, die man bei gleichem Kommando gerade meint. Daher wird er diejenige Variante zeigen, die er selber in diesem Moment favorisiert oder die, die er verstanden hat. Zum Beispiel hat er für sich vielleicht interpretiert, dass die Gemeinsamkeit bedeutet, lediglich auf unterschiedlichen Entfernungen Kontakt aufzunehmen.

Es ist also unerlässlich, dass man ein Kommando einem speziellen Verhalten zuordnet. Dafür muss man aber selbst ganz genau wissen, welches Verhalten des Hundes man bei einem Kommando erwartet.

Genauigkeit und Selbstreflexion sind gefragt!

Für die Grundposition definiert man beispielsweise, wie dicht der Hund neben einem sitzen soll. Soll er mich berühren oder lieber leichten Abstand halten, um mich später beim Fußgehen nicht zu stören? Manchmal ist es eine reine Geschmacksfrage, manchmal muss ich auch die Vorlieben meines Hundes beachten. Es gibt Hunde, die fühlen sich tatsächlich sicherer, wenn sie Körperkontakt halten können, manche stört dies aber vielleicht sogar, weil sie nicht aufdringlich sein möchten.

Ich muss also abwägen, welche Position ich als 100% definiere, weil ich mich danach niemals mit 90% zufrieden geben darf, da ich das Kommando sonst nach kurzer Zeit "verwässert" habe. Schon beim Neulernen des Kommandos erhält der Hund seine Belohnung also nur in der korrekten Position. Ich kann (und sollte) ihn verbal bestärken, um ihm den richtigen Weg zu weisen, aber das Lobwort und die nachfolgende Belohnung gibt es erst, wenn alles korrekt ist.

Festlegen der Kommandos

Wenn man das erste Mal die Kommandos definiert, sollte man sich diese aufschreiben, um sie zu verinnerlichen. So hat man außerdem die Möglichkeit, zwischendurch noch einmal nachzulesen, wenn mal etwas nicht gut klappt, um zu überprüfen, was man sich ursprünglich dabei gedacht hatte und ob man sich da auch noch dran hält.

Meistens funktioniert ein Kommando nämlich deshalb plötzlich schlechter, weil man ungenau geworden ist, zu wenig oder im falschen Moment lobt und der Hund daher schon wieder "vergessen" hat, was er machen soll oder er es erst gar nicht richtig verstanden hatte.

Für das Herankommen ins Vorsitzen nutze ich beispielsweise das Kommando: "Hier".

Damit sich der Hund danach in die Grundposition begibt, sage ich: "Fuß". Wenn ich losgehe und der Hund an meiner Seite mitkommen soll, sage ich aber auch "Fuß". Denn hier haben meine Hunde gelernt, dass es bei "Fuß" darum geht, die Position an meiner Seite einzuhalten. Wenn ich stehen bleibe, sollen sie sich dazu zusätzlich hinsetzen. Da sie sich ohnehin setzen, wenn es ihnen zu lange dauert, kann ich mir das zunutze machen, indem ich einfach auf der Stelle stehen bleibe, bis sie sich setzen, dass Lobwort sage und sie dann belohne. Dadurch werden sie sich nach meinem Stehenbleiben immer schneller hinsetzen, weil sie schließlich die Belohnung haben möchten. Wenn sie aber eine Ablenkung fixieren und sich deshalb nicht setzen, sage ich das Korrekturwort und dann "Sitz". Wenn sie sich dann setzen, sage ich das Lobwort und es gibt die Belohnung.

Das Wort "Komm" verwende ich, wenn meine Hunde im Freilauf mal zurückbleiben, wenn sie im Garten sind und reinkommen sollen und bei einem Raumwechsel, bei dem sie mir folgen sollen. Es ist also eine Art "Komm in meine Nähe".

Dieses Wort hat sich bei mir allerdings aus Versehen konditioniert. Ich wollte am Anfang einfach ein Wort für mich festlegen, dass ich sage, damit ich nicht "Hier" benutze und mir das Kommando dadurch kaputt mache, wenn ich einfach mal so mit den Hunden rede.

Also habe ich Sachen gesagt wie: "Komm, wir gehen rein.", "Komm, es gibt Futter", "Komm mit". Meistens habe ich dabei auch noch eine Handbewegung gemacht, habe mich dann umgedreht und bin gegangen. Irgendwann habe ich gemerkt, dass sie das "Komm" als Wort aus meinen Sätzen raushören können, da es nämlich auch funktioniert, wenn ich auf dem Sofa sitze und sage: "Komm mal her."

Natürlich hat das Ganze insgesamt wesentlich länger gedauert, als wenn ich es korrekt konditioniert und belohnt hätte. So haben sie sich die Übersetzung meines Wortes durch das Zusammenleben und die damit verbundene Routine hergeleitet.

Nebenbei haben sie natürlich auch weitere Wörter gelernt, wie "Futter", "raus", oder "rein", die sie aus meinen Sätzen heraus hören. Zum Beispiel kann ich sagen: "(Name des Hunde), geh rein", wenn sie ohne mich ins Haus gehen sollen. Das geht tatsächlich auch einzeln. Jeder wartet auf seine persönliche Ansprache. Dies hat sich ergeben, weil es manchmal einfacher ist, den einen wegzubringen, wenn ich mit dem anderen noch etwas mache. Also habe ich zu einem gesagt: "Komm mit, du gehst mal rein." und habe ihn dann rein begleitet, ihn zu seiner Decke gebracht und ihm dort ein Leckerlie (eigentlich für das auf die Decke gehen) gegeben.

Da das ursprünglich gar nicht als Kommando geplant war, sondern nur als "zutexten des Hundes", war ich entsprechend erstaunt, als ich irgendwann dann mal meinen Satz sagte, Richtung Tür tendierte und der angesprochene Hund schon von sich aus rein ging. Schnell benutzte ich mein Lobwort: "Prima" und gab ihm ein Leckerlie auf seiner Decke.

Erst da dämmerte mir meine "aus Versehen Konditionierung".

Die diese Wörter allerdings nur zuhause funktionieren, sehe ich sie nicht als Kommandos, sondern als Kommunikationsmittel, die den Alltag erleichtern.

Generalisierung

Kommandos hingegen sollen überall funktionieren und nicht ortsgebunden sein.

"Sitz" soll für den Hund bedeuten sich mit dem Hinterteil auf den Boden zu setzen und "Platz" sich abzulegen, egal wo wir uns aufhalten.

Bei "hier" soll der Hund immer zu seinem Menschen laufen, egal wo er ist und auch dann, wenn er ihn nicht sehen kann.

Und auch im Dummybereich muss der Hund beispielsweise auf einen Suchenpfiff immer da reagieren, wo er sich gerade befindet. Egal ob 10, 30 oder 100 Meter vom Hundeführer entfernt.

Dieses Verhalten fasst man unter dem Begriff Generalisierung zusammen. Damit der Hund generalisieren kann, muss er das gleiche Verhalten an mehreren unterschiedlichen Orten gelernt haben. Erst dann versteht er, dass keine Ortsgebundenheit besteht. Das heißt, es reicht nicht, wenn man etwas auf dem Hundeplatz übt und zuhause oder auf dem Spaziergang nie. Überall wo der Hund ein Verhalten zeigen soll, muss man es auch mit ihm üben.

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